Die Wilhelma ist eine deutschlandweit einzigartige Kombination aus Zoo, botanischem Garten und historischer Parkanlage. Mit über 1,8 Millionen Gästen im Jahre 2024 hält sie zudem einen Besucherrekord unter den deutschen Zoos. Zu sehen gibt es Einiges: Über 11.000 Tiere in fast 1.200 Arten sind hier anzutreffen, vom Amurtiger bis zum Zwergseidenäffchen. Um sie herum grünt und blüht es, denn rund 8.500 Pflanzenarten aus allen Regionen der Erde wachsen in der Wilhelma.
Alles begann 1829, als auf den Flächen neben dem im Bau befindlichen Schloss Rosenstein Mineralquellen entdeckt wurden. König Wilhelm I. von Württemberg ordnete an, dort eine weitere Sommerresidenz zu errichten, unter anderem mit Badehaus, Festsaal, Belvedere und vorzeigbaren Gärten. Nach den Plänen des Architekten Karl Ludwig von Zanth entstand eine regelrechte „Wellnessoase“ für das Königshaus. Im Jahre 1846 konnte die Anlage teilweise übergeben werden. Die Revolution von 1848/49 setzte der Monarchie allerdings auch in Württemberg zu: Die Wilhelma wurde zur „Verbotenen Stadt“, wo der König von Privilegierten nur mit ausdrücklicher Erlaubnis aufgesucht werden durfte.
Der königliche Bauherr entschied sich für den damals beliebten Maurischen Stil: Mit Kuppeln, Hufeisenbögen und reichen Verzierungen sollten die Gebäude an die Architektur der Mauren erinnern. Diese nordafrikanische Bevölkerungsgruppe ist unter anderem für den Bau der „Alhambra“, des prachtvollen Schlosses im spanischen Granada, berühmt.
Im Zentrum der Wilhelma liegt noch heute der Maurische Garten, der von einer flachen Wandelhalle umgeben ist. Hier konnten „Königs“ bei jedem Wetter spazieren gehen. Im Herzen des Gartens blühen alljährlich Anfang April zahlreiche Magnolienbäume, deren weiße und rosafarbene Blüten einen süßlichen Duft verströmen. Zum Neckar hin ist die Wilhelma von einer Mauer umgeben, die mit rötlichen Terrakottafliesen verziert ist. Am gusseisernen Eingangspavillon betritt man heute wie damals die großzügige Anlage.
Damals wurde der eigentliche Park im Englischen Stil angelegt und sollte wie eine natürliche Landschaft mit Wasserflächen, Baumgruppen und Wiesen wirken. Zugleich fanden besondere Pflanzen an diesem Ort ihre neue Heimat: Im Jahre 1864 pflanzten Gärtner hier wie in anderen Teilen Württembergs Mammutbäume (Sequoia), deren Samen aus den USA kamen. Für frostempfindliche Pflanzen entstanden noch unter dem letzten württembergischen König Wilhelm II. geräumige Gewächshäuser.
Ab 1880 konnte die Wilhelma mit Berechtigungskarte betreten werden, doch erst nach der Revolution von 1918 stand sie allen Menschen offen. Dr. Albert Schöckle (1905-1999) übernahm 1933 die Leitung des Botanischen Gartens und organisierte nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Tier- und Pflanzenschauen. Dass insbesondere die zahlreichen Tiere vor Ort verblieben, störte die damalige Direktion des Finanzministeriums: „Die wilden Tiere haben aus der Wilhelma zu verschwinden“, denn sie seien auf Dauer zu teuer, hieß es.
Die große Beliebtheit der Exoten gab Schöckle Recht und so wurde die Wilhelma im Jahr 1952 dauerhaft zu einem zoologisch-botanischen Garten. Eine der ersten Bewohnerinnen ist die Elefantendame Vilja, die erst 2010 im stolzen Alter von 60 Jahren verstarb.
Die Wilhelma möchte ihren Besucherinnen und Besuchern nicht nur Erholung bieten, sondern Wissen über heimische und aus anderen Gebieten stammende Pflanzen und Tiere vermitteln sowie aktiv für den Tier- und Naturschutz begeistern. Sie sammelt botanische Proben, arbeitet mit Forscherinnen und Forschern aus aller Welt zusammen, züchtet seltene Pflanzen und Tiere und engagiert sich in verschiedenen Artenschutzprojekten auf dem gesamten Planeten.
Literatur & Links
Wilhelma – zoologisch-botanischer Garten Stuttgart
Werner Skrentny u.a. (Hgg.): Stuttgart zu Fuß. 20 Stadtteil-Streifzüge durch Geschichte und Gegenwart, Tübingen 2011, 5. Aufl., S. 132 f.
Wilbert Neugebauer: Die Wilhelma – Ein Paradies in der Stadt, Stuttgart 1993
Dieter Jauch: Wilhelma – Der zoologisch-botanische Garten Stuttgart, Stuttgart 2014