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Der Stuttgarter Westbahnhof

Früher gebraucht, heute ein Phantom

Vom Bahnhof Stuttgart-West ist kaum eine Spur geblieben. Das flache Bahnhofsgebäude aus den 1960er Jahren ist längst abgerissen, an seiner Stelle steht ein Bürohaus. Bereits Ende 1985 hielt hier der letzte Personenzug. Ganz so unwichtig, wie es den Anschein haben mag, war der Bahnhof in der Vergangenheit jedoch nicht gewesen.

Der Bahnhof S-West liegt an der „Gäubahn“-Strecke: Sie verläuft in einem weiten Bogen vom Haupt- über den Nordbahnhof, um dann am Rand des „Kessels“ die Innenstadt zu umfahren. Wegen der guten Sicht auf Stuttgart wird sie auch „Panoramabahn“ genannt.  Die Strecke führt über Horb und Tuttlingen nach Singen (Hohentwiel). Der Hasenbergtunnel, der auch auf Wolfgang Freys Anlage angedeutet ist, führt vom Westbahnhof nach Stuttgart-Heslach.

Vom Hasenberg zum Westbahnhof

Am 1. September 1879 eröffnete am äußersten westlichen Rand von Stuttgart ein Bahnhof, der damals den Namen „Hasenberg“ trug. Benannt war er nach dem waldreichen und hochgelegenen Stadtteil direkt daneben. 1895 erhielt er seinen modernen Namen Stuttgart-West. Ein ordentliches Bahnhofsgebäude war geplant, doch über Jahrzehnte mussten sich die Fahrgäste mit einem Provisorium aus Fachwerk begnügen.

Noch wichtiger als der Personenverkehr war von Anfang gewesen, ausreichend Gleise für das Be- und Entladen von Güterzügen zur Verfügung zu stellen. Ab 1908 wuchs ein Industriegebiet neben dem Bahnhof, wo unter anderem Firmen wie ZEWA Papierwaren oder auch die Schokoladenfabrik Waldbaur ihren Platz fanden. Sie alle nutzen die Vorzüge der Eisenbahn.

Trotz fehlenden Bahnhofs nicht abgehängt

Heute hat sich das Industriegebiet neben dem Westbahnhof verändert, die Bahnanschlüsse sind verschwunden. Wo früher Rangierer Waggons kuppelten und Arbeiter Waren verluden, buhlen heute Bau- und Supermärkte um Kunden. In einigen Wohnhäusern, die neben dem Westbahnhof ab den 1950er Jahren gebaut wurden, wohnen noch immer einige Eisenbahnerfamilien.

Das kleine Stellwerk aus den 1920er Jahren hat die Abrisswelle ebenfalls überstanden. Hier werden allerdings schon lange keine Weichen und Signale gestellt. Bis 2011 nutzte der Graphiker Kurt Weidemann – er gestaltete unter anderem das neue Logo der Deutschen Bahn – das kleine Gebäude als Atelier. Heute verführt hier ein Café bei schönem Wetter zu einer süßen Auszeit.

Mahnende Aussichtspunkte – Hasenberg und Birkenkopf

Wer sportlich ist und ein wenig wandern möchte, kann vom ehemaligen Westbahnhof die Hasenbergsteige mit ihren steilen 14 Prozent Steigung erklimmen. Auf dem Hasenberg stand bis 1943 ein beliebter Aussichtspunkt. Er wurde gesprengt, um den alliierten Bombern im Zweiten Weltkrieg nicht als Orientierungspunkt zu dienen.

Ohne Erfolg: Krieg und Zerstörung, von Deutschland aus in die Welt getragen, kehrten nach Hause zurück. Stuttgart war Ende des Zweiten Weltkriegs durch Bombardements zu über 45 Prozent zerstört gewesen. Bei der Enttrümmerung wurden bis 1957 rund 1,5 Millionen Kubikmeter Schutt auf den Birkenkopf oberhalb des Westbahnhofs aufgeschüttet. Um 40 Meter wuchs der Berg auf heute 511 Meter an.

Vom „Monte Scherbelino“, wie der Volksmund den Birkenkopf auch nennt, hat man zwischen Trümmerteilen und Grün einen einzigartigen Blick auf Stuttgart. Und wird zugleich an die Schrecken des Krieges erinnert.


 

Westbahnhof (Stadtpläne)

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Wie viele Meter liegt die Spitze des Birkenkopfs über dem Neckar?

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Literatur

Bahnhof S-West

  • Andreas M. Räntzsch: Stuttgart und seine Eisenbahn. Entwicklung des Eisenbahnwesens im Raum Stuttgart, Heidenheim 1987, S. 193-197 (Kapitel: Hasenberghof 1879-1910)
  • Werner Skrentny u.a. (Hgg.): Stuttgart zu Fuß. 20 Stadtteil-Streifzüge durch Geschichte und Gegenwart, 5. Aufl., Tübingen 2011, S. 298 f.

 

Hasenberg und Birkenkopf

  • Giuliana Fronte: Birkenkopf – Monte Scherbelino, publiziert am 17.02.2023, in: Stadtarchiv Stuttgart, URL: https://www.stadtlexikon-stuttgart.de/article/a4a7623e-0d05-4c3b-bba2-517cc9c0a858/Birkenkopf_-_Monte_Scherbelino.html [zuletzt: 20.05.2025]
  • Werner Skrentny u.a. (Hgg.): Stuttgart zu Fuß. 20 Stadtteil-Streifzüge durch Geschichte und Gegenwart, 5. Aufl., Tübingen 2011, S. 279-281, S. 296-298

Wir danken dem Bildarchiv der Eisenbahnstiftung für die freundliche Überlassung einiger historischer Fotografien.

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